Spezialhosen für deutsche Rodler

VON CHRISTINA WAGEMANNS - zuletzt aktualisiert: 01.12.2010

Viersen (RP)

Das Süchtelner Sanitätshaus Jarkovsky fertigt nach den individuellen Wünschen der Rodel-Nationalmannschaft spezielle Rodlerhosen an. Bundestrainer Norbert Loch kam gestern vorbei und stattete dem Sanitätshaus einen Besuch ab.

Bundesrodeltrainer Nobert Loch (l.) besucht das Sanitätshaus Jarkovsky und erläutert seine Wünsche.

Seitdem der Winter auch am Niederrhein kräftig Schnee über den Städten ausgeschüttelt hat, sieht man hin und wieder Kinder mit einem Schlitten durch die Stadt laufen. Wichtig dabei ist, dass sie dick genug angezogen sind.
Ganz anders gekleidet sind dagegen die Rennrodler der Deutschen Nationalmannschaft. Ihre Anzüge müssen aerodynamisch und anschmiegsam sein.

Und in den Hosen stecken zahlreiche Bleiplatten, um das Gewicht auszugleichen. Diese Spezialhosen stellt das Süchtelner Sanitätshaus Jarkovsky an der Düsseldorfer Straße her. Gestern kündigte sich hoher Besuch an: Bundestrainer Norbert Loch kam auf dem Weg nach Winterberg zum Rennrodel-Weltcup am Wochenende persönlich vorbei, um kleine Änderungen zu besprechen.

Info

Das Sanitätshaus 1938 wurde das Süchtelner Sanitätshaus von Karl Münster gegründet.

1979 übernahm Joachim Jarkovsky das Haus und gab ihm einen heutigen Namen.

Seit 1995 führen nun seine Tochter Barbara Kriewitz und ihr Mann Michael das Geschäft.

Mitarbeiter

zwölf Angestellte arbeiten in Süchteln sowie in der Filiale in Tönisvorst.

Manchmal muss es schnell gehen

Der Kontakt zur Nationalmannschaft entstand über die Firma Bauerfeind – Sponsor der Nationalmannschaft.

"Wir arbeiten bereits seit 20 Jahren mit der ehemaligen Kempener Firma zusammen", berichtet Geschäftsführer Michael Kriewitz. "Wir testen gemeinsam neue Produkte und entwickeln diese weiter." Individualität steht bei Jarkovsky hoch im Kurs. Neben den handelsüblichen Rücken oder Nacken schonenden Kissen, Gelenkschonern und Einlagesohlen bietet das Sanitätshaus auch Spezialanfertigungen wie Korsetts oder die Rodlerhose an. Für die Spezialanfertigungen ist Maßschneiderin Barbara Münch-Böttcher zuständig.

Seit vier Jahren versorgt sie bereits die Mannschaft mit den Spezialhosen. Die Olympiafünften André Florschütz und Torsten Wustlich waren die ersten, die die Hosen damals im Doppel (im Zweier-Schlitten) ausprobierten. Und wenn eine neue Hose gewünscht wird, muss es manchmal auch sehr schnell gehen. "Am Tag nach Weihnachten schwebte uns im vergangenen Jahr eine dringende Bestellung des Nationalteams ins Haus", erzählt Inhaberin Barbara Kriewitz. "Sie benötigten eine neue Hose bis Silvester. Und die haben sie bekommen."

Die wichtigsten Kriterien einer guten Hose, die der Rodler unter dem Anzug trägt, ist, "dass sie sich perfekt anpasst", erläutert Norbert Loch. "Der Stoff ist dabei entscheidend. Und ganz wichtig ist für jeden Rodler das Gewicht."

Vor jedem Rennen werden die Sportler gewogen und dürfen das Gewicht gegebenenfalls mit Bleiplatten ausgleichen.

"Dabei hat jeder aber seine individuellen Ansprüche", sagt Loch. "Einen Doppelfahrer stören beispielsweise die Gewichte am wenigsten unter dem Hintern, weil er auf seinem Partner liegt." Und das Gewicht kann ausschlaggebend sein: "Mit sechs Kilogramm Gewicht kann ein Sportler bis zu zweieinhalb Sekunden schneller sein", erläutert der Bundestrainer. "Doch mit zu viel Gewicht kommt der Rodler am Start nicht gut weg."

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Spezialhosen für deutsche und kanadische Rodler

Das Süchtelner Sanitätshaus Jarkovsky fertigt nach den individuellen Wünschen der Rodel-Nationalmannschaft spezielle Rodlerhosen an. Der Kontakt zu den Rodlern wurde über die Firma Bauerfeind –offizieller Ausstatter der Olympiamannschaft im Bereich Bandagen- hergestellt.
Erstmalig  wurden 2006 Andre Florschütz u. Thorsten Wustlich mit den Hosen versorgt und holten bei den Olympischen Winterspielen in Torino 2006 die Silbermedaillen..

Nachdem die Nationalmannschaft der Rodler unter Cheftrainer Norbert Loch ausgestattet wurde, folgte die Ausstattung der Nachwuchsmanschaft der Rodler in Winterberg . Andrea Gotzen und Michael Kriewitz beides Bandagistenmeister fuhren eigens nach Winterberg zu Anprobe der Rodlerhosen. 2 Wochen vorher wurde im Sanitätshaus Jarkovsky in Viersen Maß genommen .Von 9 bis 12 Uhr wurde gemeinsam gearbeitet und die Arbeit fand seinen Abschluss beim gemeinsamen Mittagessen. Eine Woche später waren die Bleiwesten dann fertig und bereit zum Einsatz.

Mitte des Jahres kam Bernhard Glass, seit Anfang des Jahres Trainer in Kanada (Rodel-Olympiasieger 1980 in Lake Placid, wird die kanadischen Rennrodler auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi vorbereiten. Gemeinsam mit dem früheren Doppelsitzer-Europameister Wolfgang Staudinger (Berchtesgaden) soll der 52-jährige Thüringer die Grundlage für die erste Rodel-Olympiamedaille der Kanadier schaffen. Die kanadische Rennrodlerin Alex Gough, die vom Oberhofer Bernhard Glass trainiert wird, hat auf der neuen Bahn von Paramonovo die 105 Weltcup-Rennen oder 13 Jahre und 68 Tage andauernde Siegesserie der deutschen Damen durchbrochen.) auf das Sanitätshaus Jarkovsky zu und bestellte 3 Hosen und Westen für die kanadische Frauenmannschaft.

Zu dem Stützpunkt in Thüringer Oberhof fuhren Andrea Gotzen und Michael Kriewitz mit Nähmaschine und ihrem Knowhow im Gepäck und fertigten direkt vor Ort die Bleihosen und Westen.